Die Wege des Herrn sind unergründlich. Was schon in der Bibel steht, hat auch für das Abitur seine Gültigkeit. Nicht umsonst heißt das Abitur auch “Hochschulreife”. Während der Eine schon früh weiß, dass er die fürs Studium nötige Reife erwerben möchte, benötigt der Andere etwas mehr Zeit und geht erst einmal ins Berufsleben, um danach das Abitur zu machen. Auch das ist kein Problem. In Deutschland gibt es immerhin sieben Möglichkeiten, um das Abitur zu machen.
Der Klassiker – Abitur übers Gymnasium
Der Klassiker und der am häufigsten gewählte Weg zum Abitur sind die allgemeinbildenden Schulen wie Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe. Der Zugang zu diesen Bildungseinrichtungen erfolgt meistens nach dem Abschluss der 4. Klasse mit der Bildungsempfehlung der Schule fürs Gymnasium. Das ist der normale Weg zum Abitur, der nach 12 bzw. 13 Jahren mit der Hochschulreife endet.
Realschüler oder Mittelschüler, die in der 4. Klasse nicht die Bildungsempfehlung fürs Gymnasium erhalten haben, haben bis zum Ende der 9. Klasse die Möglichkeit, aufs Gymnasium zu wechseln, wenn sie die Leistung dafür haben (Die Zeiten zum Schulwechsel können von Bundesland zu Bundesland variieren. Die Schule hilft in solchen Fällen weiter. In Sachsen ist beispielsweise auch nach der 10. Klasse möglich.). Die Empfehlung für einen solchen Wechsel geht häufig vom Klassenlehrer aus.
Berufskollegs und Fachgymnasien – Fachabitur mit Blick auf die Zukunft
Auch Fachgymnasien, wie Wirtschaftsgymnasium, und Berufskollegs werden inzwischen häufig zum Erwerb der Hochschulreife besucht. Beim sogenannten Fachabitur erhalten Schüler die normale Abitur-Schulbildung im Zusammenhang mit einem beruflichen Fach, z. B. Elektrotechnik.
Auf das Fachgymnasium können nur Schüler gehen, die entweder bereits die Mittlere Reife erworben oder eine vergleichbare Berufsausbildung abgeschlossen haben. Vorzugsweise werden unter 18-Jährige in diese Schulen aufgenommen. Der Zugang ist jedoch auch für über 18-Jährige möglich. Der Zugang erfolgt über eine reguläre Bewerbung an der betreffenden Schule.
Der zweite Bildungsweg – Chance für Erwachsene
Erwachsene, die zu alt für das Fachgymnasium sind, können über den zweiten Bildungsweg ihre Hochschulreife erwerben. Die Ausbildung erfolgt über private und staatliche Schulen, die Lehrgänge für den Erwerb des Abiturs anbieten, oder über Berufsoberschulen. Der Erwerb des Abiturs ist ebenfalls an Abendgymnasien, Kollegschulen und Volkshochschulen möglich.
Voraussetzung ist auch hier die erworbene Mittlere Reife oder eine abgeschlossene Berufsausbildung.
Seit kurzem bieten einige Schulen auch das Abitur online an. Dabei besucht der Abiturient nur partiell die Schule und wird ansonsten online unterrichtet. Diese Form der Ausbildung eignet sich vor allem für Interessenten, die nebenbei Geld verdienen müssen. Für diese Fälle eignen sich auch Fernlehrgänge, die an bestimmten Fernbildungsinstituten absolviert werden können. Der Zugang erfolgt auch hier über eine reguläre Bewerbung an der jeweiligen Bildungseinrichtung.
Staatlich anerkannte Privatschulen – langer Weg zum Abitur
Auch an staatlich anerkannten Privatschulen, wie die Waldorfschulen oder kirchliche Schulen, kann das Abitur abgelegt werden. Allerdings ist hier der Weg etwas beschwerlich, da ein 12-Klassen-Abschluss der Waldorfschule nur als gleichwertig mit einem Real- oder Hauptschul-Abschluss gesehen wird. Um ihren Absolventen trotzdem das Abitur zu ermöglichen, bereiten Waldorfschulen ihre Schüler in einem 13. Schuljahr auf die Abiturprüfung vor.
Abitur für Nichtschüler
Das Abitur für Nichtschüler ist wohl eine der schwierigsten Formen, um die Hochschulreife zu erlangen. Dazu gehört jede Menge Disziplin und Durchhaltevermögen. Bei diesem Abitur bringt sich der Abiturient den Abiturstoff autodidaktisch bei, ohne die Schule zu besuchen. Die Zulassung zur Abiturprüfung erfolgt durch das Kultusministerium des Bundeslandes, in dem der Abiturient die Prüfung ablegen möchte.
Ein paar Worte des Trosts
Nicht immer ist der umständliche Weg übers Abitur notwendig, um studieren zu können. An vielen Hochschulen ist es inzwischen möglich, sich bei bestimmten Studiengängen über eine Eignungsprüfung und dem Nachweis einer abgeschlossenen Berufsausbildung sowie einer Berufserfahrung von mindestens zwei Jahren zu immatrikulieren. Ein Versuch ist es allemal wert, bevor noch zwei weitere Jahre bis zum Studium ins Land gehen.