Ein Erfahrungsbericht
Für viele Studierende gehört der Nebenjob genauso zum Studium wie Vorlesungen und Seminare. Während manche Jobs lediglich der Finanzierung des Studiums dienen, bereiten einen andere auch schon inhaltlich auf den späteren Beruf vor und ebnen unter Umständen bereits den Einstieg ins Berufsleben. Neben wichtigen Erfahrungen sammelt man auch wertvolle Kontakte.
Nebenjob bleibt Nebenjob
So war es auch bei mir. In der Zeit des Bachelors habe ich stets Nebenjobs ausgeübt. Diese reichten von typischen Tätigkeiten in der Gastronomie, im Einzelhandel, in der Pflege bis hin zur studentischen Hilfstätigkeit in einer Behörde. In der Regel arbeitete ich zweimal die Woche für einige Stunden und konnte mich in meiner übrigen Zeit auf mein Studium fokussieren. Die Konzentration auf mein Studium variierte im Laufe der Jahre, aber meine Nebenjobs waren immer genau das: Jobs neben meinem Studium.
Eine Chance, die man ergreifen muss!
Während meines Masters in der Philosophie absolvierte ich ein dreimonatiges Praktikum in einem Sachbuchverlag. Dort bot sich mir die Möglichkeit, weiterzuarbeiten — mit der Perspektive, nach dem Abschluss meines Studiums übernommen zu werden. Dies war eine Chance, die ich ergreifen wollte, denn der Einstieg in die Verlagsbranche ist kein leichter. Außerdem bereitete mir die Arbeit große Freude. Anfangs lektorierte ich hauptsächlich politische Bücher. Dafür musste ich mich jeweils intensiv in ein oder zwei Themen einarbeiten und mit den Autor:innen gemeinsam an ihren Werken arbeiten. Diese Zeit war äußerst spannend für mich. Wann hat man schon die Gelegenheit, die theoretischen Überlegungen aus dem Studium direkt mit politischen Entscheidungsträger:innen und Parlamentsmitgliedern zu diskutieren?
Da mir die Arbeit derart viel Freude bereitete, übernahm ich nach und nach immer mehr Projekte und Aufgaben. Damit einher kam auch mehr Verantwortung, sodass ich häufiger bei Geschäftsessen dabei war oder die Autor:innen besuchte. Für die Uni tat ich in der mir verbleibenden Zeit lediglich noch das, was zwingend nötig war, um meine Kurse abzuschließen.
Der Einstieg in den ersten „richtigen” Job
Schließlich hatte ich dennoch alle Kurse abgeschlossen und es stand nur noch die Masterarbeit aus. Ursprünglich plante ich, freitags ausschließlich an der Abschlussarbeit zu arbeiten. Das hätte zwar länger gedauert, aber es bestand ja kein Zeitdruck, da ich bereits eine feste Anstellung hatte.
Doch genau in der fehlenden Notwendigkeit lag das Problem: Im Studium fehlten mir nun die Fristen und der Druck, doch im Beruf folgte eine Deadline der anderen und der Druck wuchs mit jedem Tag. Das intensive Arbeiten im Beruf gefiel mir so gut, dass ich die Masterarbeit zunehmend vernachlässigte und auch an den Freitagen für den Verlag arbeitete. So kam es, dass ich nach etwa zwei Jahren meine Abteilung leitete und dementsprechend viel Verantwortung bekam.
Master zu guter Letzt
Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich nicht meine Abschlussarbeit schreiben und gleichzeitig Vollzeit arbeiten konnte. Daher beschloss ich, den Verlag zu verlassen und das Studium endlich abzuschließen. Parallel dazu schaute ich mich bereits nach einem neuen Job um. Meinem neuen Arbeitgeber teilte ich mit, dass ich erst später beginnen könne, da ich meine Masterarbeit beenden müsse. Glücklicherweise stellte dies kein Problem dar.
Rückblickend war es eine gute Entscheidung, zunächst mein Studium zu beenden und dann einen neuen Job anzutreten. Dennoch war es wichtig, die Gelegenheit im Verlag zu nutzen und das Studium eine Weile zu vernachlässigen. Manchmal müssen gewisse Chancen einfach ergriffen werden, da sie sich in der Regel nur einmal bieten.
Viviane studierte Philosophie und arbeitete zugleich im Verlag