Paradox: Während besonders in den Medien der Jugendkult proklamiert wird, wird ein Großteil der Bevölkerung dank neuester Erkenntnisse aus Medizin, Ernährung und Technik immer älter. Und während die körperliche Verfassung des Menschen im Laufe der Jahre biologisch bedingt abnimmt, verfügen Senioren häufig über eine Eigenschaft, von der Kinder und junge Erwachsene weit entfernt sind: Weisheit.
Lernen mit Weisheit im Gepäck
Neuesten Forschungen zufolge ist Weisheit das Ergebnis aus erworbenem Wissen, jahrzehntelanger Lebenserfahrung und: Offenheit für Neues. Statt sich ausschließlich auf tradierte Wertvorstellungen zu berufen, gilt es, sich auch im Alter mit seiner Umwelt aktiv auseinderzusetzen. Eine Prämisse, die besonders aus einem Bedürfnis heraus entsteht: Anstatt als “altes Eisen” an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden, wollen gerade viele Senioren geistig wie persönlich gefordert werden.
Beispiel gefällig? Das Nachrichten-Magazin “Der Spiegel” berichtete 2008 von dem Spanier José Luis Iborte Baqué. Baqué war Anfang 70, als ihm sein Arzt sagte, er solle zunächst einmal Medizin studieren, bevor er seine Diagnose kommentiere. Nur dreieinhalb Jahre später schickte Baqué seinem neuen Kollegen das Abschlusszeugnis in Allgemeinmedizin und Chirurgie zu. Zusätzlich zu den 13 Abschlüssen im Laufe der zurückliegenden sechs Dekaden, unter anderem in Jura, Philosophie, Geographie, Geschichte, Anglistik, Germanistik und Betriebswirtschaft. Dazu trägt er drei Doktortitel, hat als Arzt, Banker und Professor gearbeitet.
Gewiss, ein Extrembeispiel für “Lebenslanges Lernen”. Dennoch ein sehr anschauliches dafür, dass man nie zu alt zum Lernen sein kann. Die Mehrheit der Rentner indes steht vor der Herausforderung, nach dem Wegfall des beruflichen Alltags gleich zwei Lücken füllen zu müssen: Das Gefühl, aufgrund seines Fachwissens im Beruf gebraucht zu werden und im Privaten den eigenen Tagesablauf neu zu strukturieren.
Studium im Alter
Eine Möglichkeit dazu bietet das sogenannte “Studium im Alter”. Manche Hochschulen bieten einzelne Lehrveranstaltungen für die “älteren Semester” an. Andere führen ein spezielles Studienprogramm im Vorlesungsverzeichnis. Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten, im Alter an universitärem Wissen teilzuhaben:
Ordentliches Studium
Sie nehmen, wie jüngere Studierende auch, am universitären Betrieb teil, besuchen Seminare, absolvieren Prüfung und legen ein Examen in Ihrem Fach ab. Ebenso gilt hier häufig das Abitur als Zugangsvoraussetzung. Ein Vollzeitstudium ist außerdem sehr zeit- und damit kostenintensiv.
Gasthörerstudium
Sie nutzen das Studium lediglich zur Fortbildung, nehmen an keiner Prüfung teil, können aber auch keinen Abschluss in einem Fach machen.
Stattdessen besuchen Sie ausgewählte Veranstaltungen, für die Sie einen Teilnahmenachweis bekommen können. Ausgenommen von der Teilnahme sind die meisten zulassungsbeschränkten Studiengänge (z.B. Medizin).
Seniorenstudium
Das Seniorenstudium ähnelt grundsätzlich dem Gasthörerstudium, bietet aber oft noch spezielle Beratungs- und Betreuungsangebote für ältere Menschen.
Informationen über Seniorenbildung
Informieren Sie sich über entsprechende Studiengänge, Abschlüsse und Zugangsvoraussetzungen, am besten an Ihrer Universität vor Ort, telefonisch, oder auf speziellen Seniorenbildungs-Portalen (u.a. Geroweb). Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat auf seinen Seiten das Wichtigste zur Seniorenbildung zusammengestellt.
Seniorenbildung: Spezielle Kurse
Darüber hinaus halten z.B. auch zahlreiche Volkshochschulen Veranstaltungen bereit – speziell für ältere Mitbürger, die den Kontakt zu Zeitgeschehen, Umwelt und Fortschritt nicht verlieren oder sich einfach mit Gleichgesinnten austauschen möchten: Vom Sprachkurs über Digitale Fotografie bis zur Computerschulung, von Qi Gong über Nordic Walking bis Selbstverteidigung reicht das Angebot. Informieren Sie sich bei ihrer örtlichen VHS oder Abendschule.
Des Weiteren gibt es mittlerweile eine große Anzahl sogenannter Onlinekurse von privaten Anbietern, die mit Hilfe von pdf-Guides, Videos und anderen Methoden das Lernen Online ermöglichen.
Denn, wie sagte noch der spät berufene Doktor Baqué: „Je mehr man weiß, desto mehr merkt man, wie viel man noch zu lernen hat.“ – Wahrlich, weise.
Bücher zum Seniorenstudium
[amazon box=“3639452038″]