Lange Zeit galt Multitasking, also die Fähigkeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, als das Nonplusultra. Die Forschung hingegen zeigt, dass Monotasking weitaus effektivere und produktivere Resultate erbringt und dabei auch noch Zeit einspart. Im beruflichen wie privaten Alltag schafft Monotasking zudem das Plus an Zufriedenheit und Ausgeglichenheit.
Multitasking fordert viel und mindert die Konzentration
Ein einfaches Beispiel für Multitasking, das bestimmt jeder kennt, ist die Situation, dass telefoniert und gleichzeitig ferngesehen wird. Es ist allerdings unmöglich, sich auf beide Aktivitäten gleichermaßen intensiv zu konzentrieren. Entweder wir hören der Person am anderen Ende der Leitung aufmerksam zu und können uns mit ihr unterhalten oder wir starren gebannt auf den Fernseher, sind dann aber nicht voll bei der Sache am Telefon.
So ist das auch mit Arbeitsaufgaben, die mehr oder weniger parallel bearbeitet werden. Wer hier fünf Minuten an diesem Projekt und da fünf Minuten an einem anderen Projekt arbeitet, switscht permanent zwischen Informationen hin und her, was das Gehirn allerdings gar nicht so sehr mag. Denn es braucht auch seine Zeit für die Verarbeitung von Information, um dann Lösungen zu finden.
Darunter leidet dann die Effektivität, denn so einiges kann übersehen werden, was für das eine oder andere Projekt bzw. die Tätigkeit wichtig wäre. Das menschliche Gehirn ist auf Monotasking ausgelegt, will heißen, es möchte sich auf eine Aufgabe konzentrieren und diese nach Möglichkeit auch zu Ende bringen.
Was im Gehirn bei der Bewältigung von Aufgaben passiert
Unser Gehirn zerlegt komplexe Aufgaben in viele Teilschritte. Zunächst geht es darum, Informationen aufzunehmen und zu sammeln. Das ist wie das „Warmmachen“ vor dem Sport. Dabei wird auch Konzentration aufgebaut. Im zweiten Schritt werden die Informationen in unserem Arbeitsspeicher verarbeitet und im dritten Schritt beginnt der Lösungsansatz, um die Aufgabe fertigzustellen. Durch Telefonate, Gespräche oder Ablenkung anderer Art wird dieser zusammenhängende Prozess unterbrochen und wir müssen danach wieder von vorne anfangen. Das kostet Zeit und auch Kraft. Alles muss erst wieder aus dem Arbeitsspeicher aufgerufen werden.
Personen, die intensiv und konzentriert an einer Sache arbeiten, erleben nicht selten den so genannten „Flow“, bei dem alle Sinne voll dabei sind und die Arbeit fast wie von selbst läuft. Sehr schöne Beispiele finden sich hier auch im Bereich von Hobbys mit hoher Konzentration wie Modellbau oder Malen. Jegliche Störung während der Konstruktion oder dem Malen bedeutet Neuanfang, Wiederhineinfinden. Daher lassen sich Menschen, die ihrem Hobby mit Leidenschaft nachgehen ungern stören, ziehen sich zurück und sind für Stunden nicht mehr erreichbar.
Auf den Alltag lässt sich das auch am Beispiel von Aufräumarbeiten beziehen. Wenn mehrere Zimmer aufgeräumt und gesäubert werden sollen, dann macht es wenig Sinn, in jedem Zimmer anzufangen. Besser ist es sich ein Zimmer vorzunehmen, alle anfallenden Aufräum- und Reinigungsarbeiten konzentriert durchzuführen und sich hinterher über das Ergebnis zu freuen. Würde man in allen Zimmer gleichzeitig arbeiten, sähe das Ergebnis nach einigen Stunden weniger zufriedenstellend aus, da nichts wirklich fertig wäre.
Monotasking erhöht die Zufriedenheit, verschafft positive Erfolgserlebnisse und das gute Gefühlt, tatsächlich etwas erreicht oder erledigt zu haben.
Monotasking wieder lernen mit der Pomodoro-Technik
Viele müssen im hektischen Alltag, der schon fast ohne Multitasking kaum mehr vorstellbar ist, Monotasking erst wieder erlernen. Dazu findet sich eine intelligente Methode mit Namen „Pomodoro-Technik“, die von dem Italiener Francesco Cirillo entwickelt wurde.
Pomodoro bezieht sich dabei auf einen Kurzzeitwecker in Tomatenform, wie er sich meist in jedem Haushalt in der Küche findet. Er ist das wichtigste Hilfsmittel, um Monotasking zu üben. Anstelle des Kurzzeitweckers eignet sich auch die Weckfunktion am Handy oder Smartphone, die auf 25 Minuten programmiert wird. Und so funktioniert die Pomodoro-Technik:
Zunächst wird eine Aufgabe ausgewählt. Nun wird der Wecker auf 25 Minuten gestellt. Innerhalb dieser 25 Minuten widmen Sie sich ausschließlich dieser Aufgabe, frei von Ablenkungen und Unterbrechungen. Wenn der Wecker klingelt, stoppen Sie Ihre Arbeit und gönnen sich fünf Minuten Pause. 25 Minuten entsprechen einer Pomodoro-Einheit, welche die Mindestzeitdauer darstellt, die auch nicht geteilt werden darf.
Finden während der Pomodoro-Einheit doch Unterbrechungen oder Ablenkungen in der Konzentration statt, so ist die Aktivität abzubrechen und vorne zu beginnen. Viele werden feststellen, dass 25 Minuten Konzentration auf eine einzige Aufgabe doch sehr lange sein können. Das ist aber normal, denn das Gehirn muss sich erst wieder daran gewöhnen.
Pausen sind wichtig, daher sollten sie auch eingehalten werden. Wenn Sie vier Pomodoro-Einheiten bewältigt haben, ist eine Pause von ca. 20 Minuten angeraten. Versuchen Sie es doch selbst einmal und spüren Sie den positiven Lerneffekt, den Sie für alle erdenklichen Aufgaben, Arbeiten, aber auch für Entspannung und Bewegung nutzen können. Denn auch Entspannung gelingt nicht, wenn sie permanent unterbrochen wird.