Die Berufsausbildung mit Abitur ist eine Ausbildungsmöglichkeit, das Abitur zusammen mit einer Facharbeiterausbildung zu erwerben, die seit dem Jahr 2000 in einigen Bundesländern installiert wurde.
Bei dieser Ausbildung wird eine Berufsausbildung mit dem Lehrstoff der Hochschulreife kombiniert. Abiturienten haben so den Vorteil, bereits mit dem Abitur eine Berufsausbildung zu absolvieren, mit der sie entweder später schneller studieren oder arbeiten gehen können.
Diese Art der Ausbildung wurde aus der früheren DDR übernommen, in der es bereits seit 1959 üblich war, Schülern die Möglichkeit zu geben, Berufsausbildung und Abitur miteinander zu kombinieren. In Deutschland ist diese duale Ausbildung noch ein relativ junger Ausbildungsweg. Die Ausbildung selbst erfolgt an einem beruflichen Gymnasium und in einem Ausbildungsbetrieb. Der Abschluss wird an beiden Instituten gemacht.
Voraussetzungen für die Berufsausbildung mit Hochschulreife
Schüler, die eine Berufsausbildung mit Abitur anstreben, benötigen den erfolgreichen Abschluss einer Mittel- oder Realschule, um die Zulassung an einem beruflichen Gymnasium zu erhalten. Dazu muss der Schüler in mindestens drei Fächern (Mathematik, Deutsch, Biologie, Chemie, Englisch, Physik) die Note Zwei erreicht haben. Alle anderen Fächern müssen die Note Drei aufweisen. Der Gesamtdurchschnitt darf nicht schlechter, als 2,5 sein.
Ebenfalls zulassungsberechtigt sind Schüler, die das Versetzungszeugnis von Klassenstufe 10 in die Klassenstufe 11 eines Gymnasiums besitzen. Eine Bewerbung ist für alle Schüler mit dem Halbjahreszeugnis der 10. Klasse möglich.
Das Bewerbungsverfahren für das berufliche Abitur
Berufliche Gymnasium handhaben die Bewerbungsverfahren unterschiedlich. Einige Gymnasien lassen erst eine Bewerbung zu, wenn der Schüler bereits einen Ausbildungsplatz vorweisen kann. Andere Gymnasien ermöglichen die Bewerbung an der Schule und unterstützen den Schüler dann bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Grundsätzlich erfolgt die Bewerbung jedoch am Ausbildungsbetrieb und im beruflichen Gymnasium mit
- einem Anschreiben,
- Lebenslauf und
- dem letzten Zeugnis (Halbjahreszeugnis der 10. Klasse).
Viele Schulen entscheiden auch hier erst nach einem Vorstellungsgespräch über die Zulassung zur Berufsausbildung mit Abitur.
Welche Fächer werden unterrichtet?
Genau wie beim regulären Abitur werden die Schüler in allen grundlegenden Fächern wie Deutsch, Englisch, zweite Fremdsprache, Geschichte, Gemeinschaftskunde, Wirtschaftslehre, Recht, Mathematik, Physik, Chemie, Religion oder Ethik, Sport und in einem berufsbezogenen Fach unterrichtet. Wahlweise erfolgt der Unterricht in Kunst, Literatur oder Musik.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Durch die komplexen Ausbildungsinhalte und der zusätzlichen Ausbildung im Ausbildungsbetrieb dauert die Berufsausbildung mit Abitur vier Jahre. An den meisten beruflichen Gymnasien beginnt die Berufsausbildung erst mit dem 2. Halbjahr der 11. Klasse. Das erste Halbjahr dient zur Orientierung. Mit dem Beginn der Berufsausbildung gelten die Schüler als Auszubildende und nicht mehr als Schüler.
Der Vorteil: Schüler, die bemerken, dass sie den Anforderungen des beruflichen Gymnasiums nicht gewachsen sind, können am Ende der 11. Klasse die Ausbildung regulär ohne Abitur weiterführen. Auch der Abschluss ohne Berufsausbildung ist möglich, wenn bis zum Ende der 11. Klasse kein Ausbildungsvertrag abgeschlossen wurde. Auch hier können die Bedingungen an den jeweiligen Schulen variieren. Interessenten sollten sich daher vor der Bewerbung an den beruflichen Gymnasien über die Bewerbungsmodalitäten informieren.
Wie wird die Berufsausbildung mit Abitur finanziert?
Da es sich hier um eine kombinierte Ausbildung von Schule und Berufsausbildung handelt, erhält der Schüler regulär eine Ausbildungsvergütung, wie sie andere Auszubildende in dem Beruf auch erhalten. Der Besuch am beruflichen Gymnasium ist kostenlos. Wird die Ausbildung an einem privaten Institut absolviert, werden dafür Schulgebühren fällig. Eine Förderung ist bei einer staatlich anerkannten Einrichtung über das Bundesausbildungsförderungsgesetz oder einem Bildungskredit möglich.
Zwei Prüfungen für zwei Abschlüsse
Am Ende der dualen Ausbildung (Ende 14. Klasse) legen die Schüler bzw. Auszubildenden zwei Abschlussprüfungen ab: Abiturprüfung und Berufsabschlussprüfung. Im Gegensatz zum regulären Abitur umfasst die Abiturprüfung bei der Berufsausbildung mit Abitur vier Prüfungsfächer.
Bei einem Nichtbestehen der Prüfungen kann die Abiturprüfung nach einem Jahr in einem Versuch wiederholt werden. Eine Wiederholung der Berufsabschlussprüfung ist nach einem halben Jahr mit zwei Versuchen möglich.
Werden die Prüfungen bestanden, erhalten die Absolventen das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife und ein Berufsabschlusszeugnis der IHK.
Möglichkeiten der Berufsausbildung mit Abitur
Absolventen einer Berufsausbildung mit Abitur stehen viele Türen offen. Sie können entweder regulär studieren oder in ihrem Beruf arbeiten. Wer studieren möchte, kann ohne Einschränkungen jeden Studiengang wählen. Die Studienrichtung ist nicht durch die berufsbezogene Ausbildung vorgegeben.
Genau wie bei “normalen” Abiturienten gelten für die Absolventen des beruflichen Abiturs die Zulassungsbedingungen der Universitäten. Das heißt, sie müssen sich genauso bewerben und werden auch bei zulassungsbeschränkten Studiengängen nicht bevorzugt behandelt.
Vorteile einer Berufsausbildung mit Hochschulreife
Durch die betriebliche Ausbildung erhalten die Auszubildenden bereits einen Einblick in das Berufsleben und erwerben im Zusammenhang mit der schulischen Ausbildung die nötige Reife für ein konsequentes Studium an einer Universität. Schüler, die frisch vom Gymnasium kommen, fehlt diese Reife häufig noch. Nicht selten fallen “normale” Abiturienten nach der Schule in ein Loch.
Wird die Universität nicht bestanden, haben Studierende mit einer beruflichen Ausbildung außerdem einen Berufsabschluss. Sie rutschen nicht sozial ab. Studierenden ohne Berufsabschluss müssen oft nach dem abgebrochenen Studium eine zusätzliche Ausbildung absolvieren, um im Berufsleben Fuß fassen zu können.
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